Dave Dee spricht mit Russell Newmark

Der Chartstürmer der 60er-Jahre, Dave Dee hat vor Publikum gespielt, das in die Tausende ging. Er hat auch Ein-Mann-Shows in privaten Räumen und Gärten gegeben. Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich haben eine ganze Reihe von markanten Hits gelandet – und ihr Frontmann hat diese in allen Arten von Auftritten gesungen. Und er weiss mehr als die meisten über die wirkliche Kraft von Musik. Seit über 20 Jahren sammelt er Spenden für eine Organisation die bewiesen hat dass Musik auch anderen Gewinn bringen kann als den Hitparaden-Glanz für die erfolgreicheren Beteiligten. 

Das Nordoff Robbins Musik Therapie Zentrum zeigt wie Musik geistig, körperlich und autistisch behinderten Jugendlichen und Erwachsenen helfen kann. In ihren Räumen in Nord-London nutzen die Therapeuten Musik als ein Werkzeug um sich mit denen zu verständigen, für die es schwierig ist sich auf anderen Wegen auszudrücken. Und Dave Dees Rolle als Mitglied des Spendensammlungs-Kommitees ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Dave nutzt seinen Hintergrund im Showgeschäft um dem Zentrum zu helfen und ist damit beschäftigt Popshows und andere Veranstaltungen zu organisieren um die Arbeit des Zentrums zu unterstützen.

Von Mitte bis Ende der 60er hatten DDDBM&T 13 Hits aufgenommen, acht davon schafften es in die Top Ten und "Legend of Xanadu" sogar auf Platz 1. "Hold tight", "Bend it", "Okay" und "Zabadak" waren weitere der unverwechselbaren Veröffentlichungen die den damaligen Zeitgeist wiederspiegelten. "Legend of Xanadu" – ein typisch einfallsreiches Werk wurde betont durch Dave Dee der eine lange Lederpeitsche schlug. Dieses Bild hat sich in das öffentliche Bewusstsein eingebrannt.

"Die Leute kommen zu mir und sagen 'Ach ja, Du bist der mit der Peitsche'". Dave grinst. "Das ist meine Besonderheit !"

Nicht dass die anderen Hits einfach von der Hand zu weisen wären. "Hold tight" zum Beispiel wird gerade wiederentdeckt. Es taucht auf einer neuen Zusammenstellung auf, die eine Hommage ist an die Urväter des Britpop, jener 60er-Jahre Bands wie Dave Dee, deren Einfluss  noch in den heutigen Bandaufstellungen Bestand hat. Aber heute geniesst er es zu sehen wie Musik denen Freude bringt denen von Nordoff-Robbins geholfen wird. "Musik hat keine Barrieren oder Grenzen" sagt er.

Dave Dee war ein in Swindon stationierter Polizist namens David Harman bevor er sich in den Vollzeit-Pop stürzte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein paar legendärer Rock Stars unter tragischen Umständen begegnet. Als Polizei-Kadett war er unter denen die an einem Tag in 1960 die Szene eines fatalen Autounfalls in Chippenham, Wiltshire untersuchten. Ein Auto war in einen Laternenpfahl gerast. Es war jener Crash der Eddie Cochran tötete und dessen amerikanischen Rocker-Kumpan Gene Vincent ernsthaft verletzte. Cochrans Gitarre wurde aus dem Auto geborgen und auf der Polizeistation aufbewahrt bis sie von der Nachlassverwaltung abgeholt wurde. "Aber nicht bevor ich sie nicht mal ordentlich gespielt hatte" sagt Dave. Er war etwa 4 Jahre bei der Polizei und hat prinzipiell Spass an der Arbeit gehabt. 

"Aber ich war ein wenig zu nachgiebig." sagt er. "Naja, in Wirklichkeit war ich ein guter Polizist – aber ich war es gewöhnt die andere Seite der Geschichte zu sehen !"

Grauhaariger Dave, geschiedener Vater von Zwillingssöhnen und jetzt mit Joanne verheiratet, sagt er plane so lange weiter aufzutreten wie die Leute ihn sehen wollen. Aber er gibt zu "Falls mir jemand vor 30 Jahren gesagt hätte dass ich das jetzt immer noch tun würde hätte ich gesagt du spinnst !".

Er wird manchmal von seinen 60er-Jahre-Kollegen Marmalade unterstützt gesehen – eine Trennung von Dozy, Beaky, Mick und Tich hatte zu einer Solo-Karriere geführt, gefolgt von einem Einzug in leitende Posten bei Plattenfirmen, einem Versuch sein eigenes Label aufzuziehen und einigen organisatorischen Aktivitäten, aber erst vor kurzen haben sich DDDBM&T wiedervereint um die 60er-Szene im Sturm zu erobern. Sie haben gerade eine weitere Nationale Tournee beendet und die Publikumsreaktion war unglaublich.

"Ich lebe ein einfaches, zufriedenes Leben" sagt Dave, dessen Zuhause in Cheshire ist. Aber er spricht natürlich für andere Stars der 60er-Jahre wenn er sagt "Wenn wir heute so gross wären als wir es damals waren, wären wir Multimillionäre. Leider gab es zu unserer Zeit nicht diese Art von Summen. Junge Typen auf Achse. Bei Top of the Pops spielen. Die ganzen Mädchen. Was mehr könnte ein junger Bursche wollen ?"

Spielverderber der kleinen Fragen des Pop werden dir sagen, dass die Peitschengeräusche bei "Legend of Xanadu" in Wirklichkeit erzeugt wurden durch eine Flasche die über Gitarrenseiten gezogen wurde und zwei Stück Holz die aufeinander geschlagen wurden. Aber zumindest auf der Bühne wird Dave für immer als der mit der Peitsche in den Köpfen der Leute bleiben.

"Es ist eine echte Möglichkeit der Verständigung. Wenn Du erstmal mit diesen Kindern durch Musik gesprochen hast, öffnet das eine Tür zu einer ganzen Menge anderer Dinge. Und wenn Du das erstmal gesehen hast ist es sehr schwer nicht mit einbezogen sein zu wollen." Neben seinen Spendensammlungs-Aktivitäten beschreibt sich Dave selbst sehr treffend als "ein Entertainer und Macher". Er spielt noch immer bei Auftritten daheim und auf dem Festland und ist ein besonderer Held in Deutschland, wo er neben seinen regulären Auftritten auch als die 60er-Jahre Attraktion bei privaten Geburtstagsparties gebucht wurde. – daher die Auftritte in privaten Räumen und Gärten. Die Deutschen haben ihn sogar in grossen Küchen-Zentren spielen lassen. "Du stehst neben den Waschmaschinen und Trocknern und Herden, singst Dir die Seele aus dem Leib während die Leute da umherschlendern" sagt er. "Wenn sie es mögen, bleiben sie stehen und hören zu. Wenn nicht, gehen sie weiter und kaufen eine Mikrowelle oder sonstwas."

Nach all der Zeit kann er noch immer unter Lampenfieber leiden vor den Konzerten, klammert sich dann an ein einstündiges Vorbereitungs-Ritual vor jeder Show – seine Sachen auspacken und von einer Ecke in die andere legen und in der Garderobe auf und ab marschieren bis zum Auftritt. "Ich bin definitiv nicht zu gebrauchen in dieser Stunde" gibt er bereitwillig zu. "Aber man sagt ja um ein Künstler zu sein brauchst Du diese Angst weil es Dir einen Adrenalin-Schub gibt bevor Du auf die Bühne gehst."

Zurück zur Interviews & Stories Übersicht

[Letzte Aktualisierung dieser Seite: 22-Apr-07]